Montessori zu Hause: 10 Ideen und Tipps

Ziel der Montessori-Pädagogik ist es, das Kind in seiner Selbstständigkeit und Eigenverantwortung zu unterstützen. Das ist natürlich nicht nur im Kindergarten möglich, sondern auch in den eigenen vier Wänden. Wir geben Ihnen 10 Tipps und Ideen für ein bisschen mehr Montessori zu Hause.

Geduld ist der Schlüssel zum (Lern-)Glück

Die Dinge selbst in die Hand nehmen! Dies ist eines der stärksten Bedürfnisse von Babys und Kleinkindern. Damit sich Kinder zu selbstständigen und eigenverantwortlichen Erwachsenen entwickeln, ist es wichtig, dass sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten immer wieder ausprobieren und weiterentwickeln können. Sie dabei zu unterstützen? Nichts leichter als das! Die Formel dafür lautet: Lass sie einfach machen.

Großes Kinderspielhaus mit Fenster

Das klingt einfach, ist es aber oft nicht. Denn um Kinder bei der Bewältigung ihres Alltags so gut wie möglich zu unterstützen, müssen wir Erwachsenen uns in die Lage der Kleinen versetzen. Und wir müssen geduldig sein, sehr viel Geduld. Ja, es kann eine gefühlte Ewigkeit dauern, bis ein Kind den Reißverschluss seiner Jacke zugemacht hat. Ja, es wäre viel schneller und ordentlicher, wenn Mama oder Papa die Krümel unter dem Hochstuhl auffegen würden, anstatt diese Aufgabe dem kleinen Keksmonster selbst zu überlassen. Ja, wenn man sie ihre Schuhe selbst putzen lässt, bedeutet das manchmal, dass das Badezimmer danach gründlich geputzt werden muss. Aber für Ihr Kind sind solche Tätigkeiten eine echte Bereicherung: Es übt nicht nur seine motorischen Fähigkeiten, sondern sammelt auch nützliche Erfahrungen und Erfolgserlebnisse, die sein Selbstvertrauen stärken. Das ist doch die Mühe wert, oder?

In der Montessori-Pädagogik geht es genau darum: das selbstständige Handeln und Lernen zu fördern. Ein wichtiges Element dafür ist die sogenannte "vorbereitete Umgebung". Sie soll zum Selbermachen motivieren, indem sie es dem Kind leicht macht, Handlungen selbst auszuführen.

Egal, ob Sie begeisterter Montessori-Anhänger sind, die Pädagogik bisher nichts mit Ihnen zu tun hatte oder ob Sie in Sachen Kita und Schule eher konventionelle Konzepte bevorzugen - Ihr Kind zu befähigen, Dinge selbst zu tun, kann für seine Entwicklung nur gut sein. Deshalb haben wir ein paar Vorschläge für Sie, wie Sie ein bisschen mehr "Montessori" in Ihr Zuhause bringen können. Das Grundprinzip ist: Es muss zu Ihnen und Ihrer Familie passen. Nicht jede Wohnung bietet genug Platz für eine konsequente Montessori-Einrichtung. Und nicht alle Eltern haben die Zeit und Energie, die es manchmal braucht, um Kinder Dinge selbständig machen zu lassen. Betrachten Sie Montessori daher nicht als Alles-oder-Nichts-Prinzip. Lassen Sie sich einfach inspirieren und schauen Sie, ob und wo Sie einige Ideen für sich individuell umsetzen wollen.

#1 Bedürfnisorientierte, sichere und gemütliche Einrichtung

Um sich austoben und ausprobieren zu können, braucht Ihr Kind eine Umgebung, in der es sich sicher und geborgen fühlt. Dem Montessori-Gedanken folgend, sollte sich Ihr Kind frei bewegen und seinen Interessen nachgehen können. Dazu gehört, dass die Wohnung für Kinder sicher ist, aber auch, dass die Räume aufgeräumt sind und nicht mit Gegenständen und Dekorationen überladen werden. Ein Raum, explizit das Kinderzimmer, sollte für das Kind leicht zu überblicken sein und Ruhe ausstrahlen. Dezente und möglichst natürliche Farben der Wände und der Einrichtung verstärken diesen Effekt.

#2 Immer mit Lernturm

Eines der beliebtesten Montessori-Möbelstücke ist der Lernturm. Er hilft den Kleinen, hoch hinaus zu kommen und schützt sie gleichzeitig sicher vor dem Herunterfallen. Der Lernturm ist in der Küche sehr nützlich. So können die Kleinen beim Kochen und Backen helfen oder einfach zusehen, was Mama und Papa machen.

Küchenhelferturm

#3 Sicherer Schlaf in dem Montessori-Bett

Auch dieses Möbelstück hat in den letzten Jahren viele Fans gewonnen. Ein Montessori-Bett ist ein sehr niedriges Kinderbett, oft liegt es sogar direkt auf dem Boden. Das bedeutet, dass es kein (durchgehendes) Sicherheitsgitter braucht, denn die Verletzungsgefahr beim Herausfallen ist sehr gering. Der Vorteil ist, dass schon die Kleinsten selbstständig hinein- und herauskrabbeln können. Bei einem klassischen Kinderbett hingegen ist es immer auf Ihre Hilfe angewiesen. Auch die optische Wirkung ist eine ganz andere als bei einem Gitterbett. Statt fester Grenzen bietet das Montessori-Bett absolute Freiheit und lädt besonders tagsüber als Kuschelecke und Rückzugsort ein.

Montessori-Boden-Holzbett

#4 Montessori-Kinderzimmer: Spiel und Bücherregal auf Augenhöhe

Zu den Montessori-Prinzipien gehört es, dass das Kind sich jederzeit und ohne die Hilfe eines Erwachsenen das nehmen kann, womit es sich beschäftigen möchte. Daher sind niedrige, offene Regale ideal für die Aufbewahrung von Büchern und Beschäftigungsmaterialien im Kinderzimmer. Es ist wichtig, dass alles seinen festen Platz hat. Das hilft nicht nur beim Auffinden, sondern auch beim späteren Aufräumen. Außerdem sollte alles so platziert werden, dass es auf den ersten Blick erfassbar ist und zur Beschäftigung einlädt. Das bedeutet, dass Bücher idealerweise mit dem Einband nach vorne aufbewahrt werden und Spielsachen zum Spielen bereitstehen sollten. Dabei helfen zum Beispiel die Montessori-Tabletts.

#5 Reduktion auf das Wesentliche

Seien wir realistisch. Die meisten Kinderzimmer sind nicht groß genug, um alle Bücher und Spielsachen schaufensterartig zu präsentieren. Hier kommt ein weiteres Montessori-Prinzip zum Tragen: die Reduktion auf das Wesentliche. Demnach sollten nur die aktuell interessanten Spielsachen und Bücher im sichtbaren Bereich platziert werden. Dinge, mit denen sich das Kind gerade nicht beschäftigt, können in Kommoden untergebracht werden, Kisten oder hinter Schranktüren. Gelegentlich können Sie die Dinge auswechseln. Das hat zwei Vorteile: Erstens kann sich das Kind dank weniger Reizen im Sichtbereich besser auf eine Tätigkeit konzentrieren. Außerdem wirkt das Kinderzimmer insgesamt viel ruhiger. Zweitens bleibt das Spielzeug lange interessant.

#6 Activity-Tabletts und Körbe

Montessori-Fans nutzen Tabletts und Körbe, um Beschäftigungsmaterialien einladend im Regal zu platzieren. Auf oder in ihnen werden die einzelnen Teile eines Spielsets präsentiert, die Ihr Kind benötigt, um eine Aufgabe selbstständig zu lösen. Das schafft Klarheit und Ordnung. Ein Beispiel für ein solches Beschäftigungstablett: eine kleine Holzschale mit bunten Perlen, dazu verschiedenfarbige Pfeifenreiniger. Probieren Sie es einfach aus und schauen Sie, wie Ihr Kind reagiert. Früher oder später wird es sicher anfangen, die Perlen auf die Pfeifenreiniger zu fädeln - vielleicht sogar nach Farben? Oder es entstehen bunte Drahtperlentiere, Blumen oder Schmuckstücke... die Möglichkeiten sind endlos. Und das Ganze funktioniert wunderbar von alleine und ohne Erklärung. Montessori von seiner besten Seite.

#7 Lern- und Spielmaterialien nach Montessori

Die Begründerin der Montessori-Pädagogik, Maria Montessori, entwickelte Anfang des 20. Jahrhunderts einige "Arbeitsmaterialien", die auch heute noch fester Bestandteil von Montessori-Kindergärten und -Schulen sind. Dazu gehören z. B. Stapel-, Sortier- und Steckspiele aus Holz. Die Spielwarenläden und Online-Shops haben eine so große Auswahl an Montessori-Spielzeug, dass Sie hier sicher viele tolle Sachen finden. Aber das müssen Sie nicht, denn Sie können Montessori-Aktivitäten oft selbst zusammenstellen. Das macht nicht nur Spaß, sondern ist auch sehr nachhaltig. Ihr Haushalt hält bereits genügend Dinge für interessante Aktivitäten bereit:

  • Mit getrockneten Erbsen, Samen oder Reis und verschiedenen Löffeln und Kellen aus der Küchenschublade lassen sich Schüttspiele improvisieren.
  • Zum Auffädeln eignen sich Penne-Nudeln.
  • Farbtafeln für verschiedene Farbsortierspiele sind schnell selbst gemalt.
  • Klebespiele aus Schuhkartons und Eisstielen - warum nicht?

Stapelspiel aus Holz


Lassen Sie einfach Ihrer Kreativität freien Lauf. In unseren Montessori-Blogs (zum Beispiel hier) finden Sie viele Ideen. Am Ende werden Sie genauso viel Spaß beim Zusammenstellen der Materialien haben, wie Ihr Kind beim Spielen damit.

#8 Montessori Waschtisch im Badezimmer

Hilf mir, es selbst zu tun! Das ist die Aufforderung der Kinder an die Erwachsenen in der Montessori-Pädagogik. Das gilt auch für die "Übungen des praktischen Lebens", also für die Bewältigung des Alltags. Beliebt bei Montessori-Anhängern ist deshalb ein kindgerechter Waschtisch im Badezimmer für die tägliche Pflege. Darauf gehören eine Schale mit Wasser, ein kleiner Spiegel, sowie Lappen und ein Handtuch. Auch ein Stück Seife, Zahnputzutensilien, ein Kamm und ggf. Pflegecremes haben ihren festen Platz darauf.

#9 Montessori-Garderobe und Kleiderschrank

Mit der richtigen Anordnung des Kleiderschranks können Sie Ihr Kind auch in die Lage versetzen, sich selbständig anzuziehen und umzuziehen. Dazu sollten die Sachen so sortiert sein, dass Ihr Kind sie erreichen kann. Bilder auf den Schubladen oder Fächern im Kleiderschrank helfen bei der Orientierung zwischen Hemden, Hosen und Unterwäsche. Wenn sich Ihre Möbel nicht für eine solche Montessori-Umgestaltung eignen oder Ihnen das Umräumen des Kleiderschranks zu viel ist, ist vielleicht die Light-Version des Themas Kleidung das Richtige für Sie. In diesem Fall wählen Sie morgens oder abends zwei oder drei Kleidungsstücke aus und legen sie beide ins Kinderzimmer oder ins Bad. Auf diese Weise lassen Sie Ihrem Kind immer noch eine gewisse Freiheit bei der Auswahl seiner Kleidung.

Montessori Kleiderschrank für Kinder

#10 Ermöglichen Sie altersgerechte Aufgaben im Haushalt.

Nachahmung ist eine wichtige Quelle des Lernens für kleine Kinder. Ihr Kind möchte Ihnen sicher auch oft helfen. Deshalb sind zum Beispiel altersgerechte Aufgaben im Haushalt eine wunderbare Beschäftigungsidee von Montessori:

  • Blumen gießen
  • Den Geschirrspüler ausräumen,
  • Waschen und Trocknen des Geschirrs
  • Den Tisch decken
  • Abstauben
  • Lebensmittel auspacken und verstauen
  • Wäsche sortieren
  • Reinigung des Rades

Voraussetzung dafür ist natürlich, dass Sie es Ihrem Kind leicht machen und die notwendigen Dinge in seiner Greifhöhe platzieren oder aufbewahren. Und drücken Sie ein Auge zu, wenn etwas verschüttet wird oder zu Bruch geht. Auch davon wird Ihr kleiner Helfer lernen.


"Montessori fängt nicht im Spielregal an, sondern bei mir selbst".

So haben es unsere Montessori-Experten auf den Punkt gebracht. Wichtiger als jede Einrichtung oder Spielidee ist Ihre eigene Einstellung. Wenn Sie ein bisschen mehr Montessori in den Familienalltag bringen wollen, fängt es zuallererst bei Ihnen selbst an. Beschäftigen Sie sich intensiv mit Ihrem Kind, beobachten Sie es und ziehen Sie Ihre Schlüsse daraus, was es an Aktivitäten und Anregungen braucht. Sie können sich an den Ratschlägen und Erfahrungen anderer Eltern orientieren, aber letztlich ist Ihr Kind keine Norm, sondern eine eigene kleine Persönlichkeit. Manche brauchen mehr Anregung und Motivation, um sich zu beschäftigen, während andere schon sehr viel von sich aus tun. Weder das eine noch das andere ist richtig oder falsch. Das Wichtigste ist, dass Sie Ihrem Instinkt vertrauen. Und finden Sie die Geduld, die Sie bereits erwähnt haben, um sich auf Ihr Kind einzulassen. Auf diese Weise schaffen Sie für Ihr Kind die bestmögliche Umgebung zum Leben, Lernen und Wachsen.


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